Milton Modell
Mit dem Milton-Modell lernt man, Sprache kunstvoll vage und weitgehend inhaltsfrei einzusetzen, um Prozesse des Denkens und Fühlens zu steuern. Richard Bandler und John Grinder wurden von G.Bateson auf die Arbeit von Milton Erickson aufmerksam gemacht. Milton Erickson war einer der innovativsten Psychotherapeuten seiner Zeit. Bateson kannte Milton Erickson schon länger und wusste wie effektiv dieser Sprache und Hypnose einsetzen konnte. Nachdem Bandler und Grinder Ericksons Arbeit kennen gelernt hatten, veröffentlichten sie mehrere Bücher über Ericksonsche Hypnotherapie, die sich besonders mit den Sprachmustern von Erickson beschäftigten.
Das Milton-Modell ist eine Beschreibung der von Erickson verwendeten Sprachmuster und ihrer Wirkungsweise. Viele der Sprachmuster sind vom Meta-Modell her bekannt. Beim Milton-Modell lernt man Meta-Modellverletzungen bewusst einzusetzen, um Kommunikation und Denkprozesse wirksam auf der Prozessebene zu beeinflussen.
Die Milton Sprachmuster
1. Nominalisierungen
Nominalisierungen sind Hauptworte, die sprachlich verwendet werden wie Gegenstände, an sich aber Prozesse darstellen. Der fehlende Prozess muss vom Zuhörer neu geschaffen werden. Die meisten Nominalisierungen gehören zum Reich der Werte und sind deshalb stark emotional besetzt.
Beispielsweise Nominalisierungen, wie Liebe, Frieden, Freude, Glück, Harmonie, Freiheit etc. Um sie zu verstehen, muss ein Hörer bei sich selbst ein passendes Erleben herstellen und dadurch werden starke emotionale Zustände induziert.
„Freude, Glück, Liebe sind alle Gefühle, zu denen Menschen ein Recht haben. Jeder erlebt die Liebe auf seine einmalige Art und Weise und niemand kann so lieben, wie du liebst.“
„Ich weiß jetzt, dass es in deinem Leben bestimmte Schwierigkeiten gibt, für die du gern eine gute Lösung finden willst… und ich bin mir nicht sicher, welche persönlichen Fähigkeiten dir am besten helfen würden, diese Schwierigkeiten zu lösen, aber ich weiß, dass du schon oft in der Lage warst, schnell Dinge zu lernen, ohne dir bewusst darüber zu sein, um genau diese Fähigkeiten zu entwickeln…“
2. Unspezifische Verben
Unspezifische Verben zeichnet aus, dass sie kaum Einzelheiten der Tätigkeit benennen, so dass ein Hörer diese selbst hinzufügen muss, um der Botschaft Inhalt und Sinn zu geben. Es handelt sich zu meist um neutrale, Sinneskanal unspezifische Worte, wie
lernen, denken, erlauben, erfahren, wahrnehmen, lösen, entdecken, finden, wissen, integrieren, verbinden, verändern etc.
„Du kannst jetzt dir erlauben etwas Neues zu lernen, so dass du etwas wichtiges entdecken wirst und dabei kann sich einiges in deinem Leben verändern, so dass du einfacher dem näher kommst, was du willst.“
3. Vergleichende Tilgung
Mit Vergleichstilgungen kann die Intensität der erwünschten Reaktionen beeinflusst werden.
Gut, besser, mehr, leichter, stärker, intensiver, weniger, öfters…
„Du kannst dich jetzt leichter wohl fühlen und es fällt dir vielleicht stärker auf, wie einfach das ist intensiver bei dir selbst zu sein, um schneller Dinge leichter zu verändern.“
4. Unspezifizierter Referenzindex
Der konkrete Bezug, auf den sich die Aussage bezieht bleibt unklar. Dies führt beim Zuhörer zu der Neigung, die Sätze auf sich zu beziehen.
„Viele erinnern sich gern an etwas schönes.“
„Es ist leicht etwas Neues zu lernen.“
„Man kann sich entspannen.“
5. Vollständige Tilgung
Dies sind Sätze, in denen das Objekt vollständig fehlt auf das sich die Aussage bezieht. Ein Hörer wird diese Leerstelle mit etwas für ihn relevanten füllen.
„Vielleicht verstehst du jetzt… gleich oder in einer Weile.“
„Und du kannst dich überraschen lassen… und zuversichtlich sein..“
Semantische Fehlgeformtheit
Bei semantischen Fehlgeformtheiten handelt es sich um Sätze, die sprachlich vom Syntax her den Regeln entsprechen, die aber ein Wirklichkeits- und Realitätsverständnis abbilden, das in sich unlogisch ist.
1. Der kausale Modellierungsprozess
Die primäre Denkform, also die Art, wie wir unsere Erfahrungen konzeptionalisieren ist in Form von Ursache und Wirkung. In der Regel sind wir gewohnt und neigen dazu, Informationen in Form von „Weils“ zu verbinden. Es ist das wesentliche Grundmuster unseres Denkens!
Dieses Denkprinzip kann sprachlich benutzt werden durch implizite und explizite Kopplungen. Damit werden dann inhaltliche Verbindungen bewirkt, von denen ein Zuhörer glaubt, dass sie sich scheinbar aus dem Inhalt ergeben.
Bei dem Herstellen von Verknüpfungen geht man am besten so vor, das zuerst etwas Vorhandenes gespiegelt wird und dann mit etwas, was man beim Hörer herbeiführen will, verbunden wird.
a. Konjunktion: und, und nicht, oder, sowie
„Du kannst jetzt diese Worte lesen und etwas entdecken.“
„Vielleicht hörst du ein Geräusch im Raum und hast ein angenehmeres Gefühl jetzt.“
„Du denkst über etwas nach oder machst eine gute Erfahrung.“
b. Temporale implizite Konjunktion: während, bevor, gleich, bald, nachdem, in einer Weile,
„Während du jetzt atmest, kannst du dich langsam entspannen.“
„Bevor du jetzt weiter lernst, kannst du es dir bequem machen.“
„Sobald du einige Körpergefühle wahrnimmst, kannst du neugierig sein, gleich etwas Interessantes zu erfahren.“
c. Explizite Konjunktion: weil, bewirkt, folgt daraus, hat zur Folge, verursacht, erzwingt, nötigt
„Dein Lesen bewirkt, dass du dich bildest.“
„Dein jetziger Atemrhythmus verursacht eine hohe Konzentration.“
„Jedes Wort was du jetzt liest, erfordert eine neue hilfreiche Sichtweise deiner zukünftigen Welt.“
d. Komplexe Äquivalenz
Das bedeutet, dass heißt,
„Dein Einatmen bedeutet, dass du dich besser entspannen und lernen kannst.“
„Du fängst an es dir bequem zu machen, dein Lernprozess wird erheblich verstärkt.“
2. Gedankenlesen
Hierbei tut man so, als ob man über das innere Erleben des Hörers Bescheid weiß. Wenn die Formulierungen allgemein gehalten werden, so dass sie keinen Widerspruch zum Erleben erzeugen, steigern sie „magisch“ die Glaubwürdigkeit des Sprechers.
„Es gab einige große Enttäuschungen in deinem Leben und ein paar von den wichtigen Zielen, die dir am Herzen liegen, hast du noch nicht erreicht.“
„Manches ist einfach schwer für dich zu vergessen und vielleicht bist du jetzt neugierig, wer und wie du in einiger Zeit sein wirst.“
„Dein Leben hatte auch immer wieder schöne Seiten, es gab auch Erfolge die dich selbst überraschten und du fragst dich, ob es möglich ist mehr davon zu haben.“
„Manches war mühsam in deinem Leben und du denkst darüber nach, wie du es dir leichter und einfacher machen kannst.“
3. Verlorener Sprecher – Bewertungen
Dies sind Sätze mit bewertenden Aussagen, wobei unklar bleibt, wer diese Bewertungen trifft, insofern macht sich ein Sprecher dadurch auch weniger angreifbar. Wenn sie Widerspruch erzeugen, dann gegen die Aussage, der Sprecher kann sich von dieser dann noch distanzieren.
„Es gut und hilfreich zu wissen, wie leicht manche tiefgehenden Veränderungen herbeizuführen sind.“
„Es ist nicht wichtig, dass du dich noch mehr entspannst.“
„Menschen lernen besser, wenn sie entspannt und aufnahmebereit sind.“
Generalisierungen
Generalisierende Sprachmuster haben im Milton Modell eine untergeordnete Rolle. Sie werden benutzt, um durch Vorgaben -Rahmen – das Reaktionsverhalten eines Hörers einzuengen.
1. Universelle Quantifizierungen:
alle, jeder, immer, nie, niemand, keiner
Die Universalquantifikatoren signalisieren, in der Regel, eine übertriebene Verallgemeinerung.
„Jeder Gedanke, der dir dazu einfällt, kann dir helfen, das besser zu verstehen.“
„Alle Reaktionen, die dir bewusst werden, zeigen dir einen neuen Weg dein Ziel zu finden.“
„Jedes Geräusch, dass du jetzt hörst vertieft deine Konzentrationsfähigkeit.“
2. Modaloperatoren der Notwendigkeit und Möglichkeit
Modaloperatoren beschreiben näher die Bedingtheit eines Verbs in einem Satz. Sie machen eine Aussage darüber, ob eine Tätigkeit als Pflicht/ Zwang erlebt wird oder als Erlaubnis.
Notwendigkeit: müssen, sollen,
„Du kannst dich weiter entspannen und solltest dann, die Veränderungen vornehmen, die es dir leichter machen.“
„Jeder muss lernen, wenn er sich entwickeln will.“
Modaloperatoren der Möglichkeit: erlauben, dürfen, können, wollen, würde, vielleicht,
Modaloperatoren der Möglichkeit sind äußerst wirkungsvoll beim Formulieren von Anweisungen, weil sie so genannte „Weichmacher“ sind, die dem Hörer die Entscheidung überlassen, ob er folgt.
„Vielleicht hast du Lust jetzt, eine schöne Erfahrung zu machen…und du kannst dir erlauben, dich an ein schönes Erlebnis zu erinnern.“
„Vielleicht würdest du gern erfolgreicher sein und könntest deine Kreativität jetzt einsetzen, wenn du magst, so dass du dir erlaubst neue Pläne zu entwickeln.“
„Und vielleicht wäre es interessant für dich, dir zu erlauben, zu erfahren, wie es ist, wenn sich deine Hand oder dein Arm für eine Zeit taub anfühlt.“
Typische Erickson – Sprachmuster
Über die Meta-Modell-Verletzungen hinausgehend gibt es weitere Sprachmuster, die Erickson verwendet hat, um das Verhalten und Erleben zu beeinflussen.
1. Vorannahmen
Erickson hat besonders gekonnt Vorannahmen benutzt, um zu beeinflussen. Vorannahmen sind eine äußerst wirkungsvolle Form, wie ein Kommunikator, etwas postulieren kann, was er nicht in Frage gestellt haben will.
„Der Hund kommt immer zur Hintertür ins Haus.“
Auch bei einer Negation des Satzes:
„Nein, der Hund kommt nicht immer zur Hintertür ins Haus“, stimmen folgende Vorannahmen:
– Es gibt einen Hund
– Er kommt immer ins Haus
– Es gibt ein Haus
– Das Haus hat eine Hintertür
Sprachliche Umgebungen von Vorannahmen sind:
a) Zeitformen
Bevor, nachdem, während, seit, später
„Darf ich dir noch, bevor du dich entschließt, dieses Auto zu kaufen, erzählen, welche guten Qualitäten es hat?“
„Möchtest du eine lange Therapie machen, bevor du die richtigen Veränderungen für dein Leben vornimmst?“
„Während du erzählst, kannst du dir erlauben, an die schönen und wertvollen Aspekte der Erfahrung zu denken.“
b) Bewußtseinsworte
Bemerken, erfahren, erleben, erkennen, wissen
„Hast du schon bemerkt, wie viel du über NLP und Sprachmuster gelernt hast, ohne es zu wissen?“
„Beim Lesen kannst du all die Möglichkeiten erkennen, die dir diese Sprachmuster eröffnen werden.“
„Dein Erleben macht es dir möglich, neue Wege wahrzunehmen.
c) Kommentierende Adjektive/Adverbien
Voll, ganz, leicht, einfach, schnell, endlich, glücklicherweise,
„Glücklicherweise brauchst du nicht alles zu verstehen, um richtig handeln zu können.“
„Endlich kannst du leichter lernen.“
d) Adjektive der Zeit
Alt, neu, früher, jetzt, vorher, gestriger,
„Dein alter Glaube hat dich abgehalten, diese Veränderungen vorzunehmen, die du jetzt machen wirst.“
„Deine neuen Fähigkeiten, erlauben dir mehr Erfolgserlebnisse.“
e) Nebensätze mit „es“
„Es war dein Verstand, der dir neue Möglichkeiten eröffnet.“
„Etwas machte es dir möglich, dass du dich verändert hast.“
f) Wiederholungsverben/Adjektive
Wiederholen, wiederkommen, reaktivieren, erneuern,
„Du kannst die guten Seiten der Erfahrung rekapitulieren.“
„Wenn sie noch mal wiederkommt, dann sage ich es ihr.“
g) Verben der Zustandsveränderung
Verändern, verwandeln, transformieren, integrieren, werden
„Du kannst ganz zufrieden werden.“
„Wenn Peter sich zu einem Angeber entwickelt, dann verstehe ich die Welt nicht mehr.“
h) Qualifikatoren
Nur, sogar, außer, genau
„Nur er weiß, wie man diese Aufgabe löst.“
„Sogar Klaus kann es.“
2. Sprachmuster zur Einbettung von Anweisungen
Erickson hat seine Anweisungen und Ratschläge auch außerhalb der „offizieller Trancearbeit“ geschickt sprachlich verkleidet und dazu indirekte Sprachmuster benutzt.
a) Eingebettete Fragen
Eingebettete Fragen dienen der indirekten Verhaltensaufforderung, dadurch wird auch das Reaktionspotential getestet.
„Ich frage mich, ob du schon weißt, was du zuerst lernen willst?“
„Gestern Abend vor dem Einschlafen habe ich mich gefragt, ob du bereit bist, an der Veränderung jetzt zu arbeiten?“
b) Indirekte Aufträge
Indirekte Verhaltensaufträge sind eine Form des Gedankenlesens, die durch ein averbales Markieren noch wesentlich effektvoller gemacht werden können.
„Vielleicht ist es so, dass du dir gerade jetzt sagst: Löse jetzt deine Probleme.“
„Menschen brauchen oft lang bis sie begreifen: Lass es dir gut gehen.“
c) Verneinende Aufträge
In der primären Erfahrung des Sehens, Hörens und Fühlens gibt es keine Verneinung. Sie existiert nur in der sekundären Verarbeitung dieser Erfahrung. Denke bitte nicht an gelbe Punkte oder an Sex. Verneinende Aufträge formuliert man so, dass man dem, was man herbeiführen will, ein NICHT voraussetzt. Besonders wirkt diese Form bei Menschen mit starker Polaritätsreaktion.
„Du kannst dich jetzt noch nicht wohl fühlen und dich entspannen.“
„Du findest jetzt noch keine Lösungen für deine Probleme.“
„Du solltest nicht zuviel Gefallen daran finden, verneinende Aufträge zu formulieren.“
d) Scheinalternativen mit „oder“
Hierbei wird dem Klienten scheinbar die Wahl gelassen.
„Willst du zuerst abwaschen oder mir beim Bügeln helfen.“
„Die Frage ist, ob sie jetzt einer Gehaltsminderung oder Arbeitsplatzversetzung zustimmen.“
„Du kannst dich zuerst entspannen oder dich wohl fühlen.“
e) Konversationspostulate
Konversationspostulate sind Ja – Nein – Fragen, die anstatt einer Antwort meistens eine Verhaltensreaktion bewirkt, ohne daß diese direkt gefordert wird.
„Könnte jemand das Licht anmachen?“
„Wissen sie, wie es sich anfühlt glücklich zu sein?“
„Kannst du den letzten Satz noch mal lesen?“
f) Verlorene Zitate
Hierbei wird die wörtliche Wiedergabe eines Gesprächs benutzt, um Verhaltensanweisungen zu geben. Eingebettet als Zitat können sie als direkter Auftrag formuliert werden und zugleich, kann dieser Auftrag an eine Autoritätsperson als wirkungsvollen Sender gekoppelt werden.
„Der Nobelpreisträger Maturana hat einmal zu einem Kollegen gesagt: Deine Fähigkeit zu lernen ist es, was du jetzt entwickeln mußt, um anderen helfen zu können“
„Der Willy hat mir gestern abend gesagt: Mach es dir bequem und entspann dich.“
Willy Brandt war bekannt für seinen Ausspruch: „Lerne, sei gerecht und trage Verantwortung für dein Tun.“
g) Satzfragmente
Sind Sätze, die für sich selbst keinen Sinn geben, damit sie Sinn ergeben muss ein Klient stark selbst bedeutungsgebend kooperieren.
„Es ist eine Freude..“
„Und ein tieferes Verstehen entsteht…“
„Wirkliches Staunen darüber haben…“
h) Doppeldeutigkeit
Dies sind Sätze, denen mehrere Bedeutungsmöglichkeiten zugeordnet werden können. Erickson war ein Meister in solchen Wortspielen, besonders im Benutzen von phonologischen Ambiguitäten (dem Gleichklang von Worten, wie sehen/säen).
„Das Meer/mehr an Möglichkeiten, das sich jetzt vor dir eröffnet.“
„Es gibt viele Freuden, sie warten auf sie.“
„Ich spreche zu dir als Freund und Sucher.“